all or nothing

schlechte nachricht

f. ist wieder depressiv! wir haben heute abend telefoniert und er wird sich morgen mit seiner psychiaterin in verbindung setzen. so wie es aussieht, wird er wieder medis kriegen... er versteht die welt nicht mehr und versteht vorallem überhaupt nicht, wieso er (fast) wieder soweit ist wie letzten märz....

er meinte, er sei manisch-depressiv!! nach dem klinikaufenthalt - nachdem es so rasch aufwärts gegangen war mit ihm, sei er in ein wahnsinns-hoch gerutscht und er hätte alles ohne kraftanstrengung erreicht, nichts schien ihm unlösbar oder zu viel, er hätte auch nie zu schlafen brauchen, etc.

ich weiss nicht, wie sich manisch-depressive menschen verhalten - vielleicht will jemand von euch mir da ein wenig weiterhelfen? ich werde mich sicherlich auch noch im netz mit informationen eindecken. aber nicht mehr heute - fertig auch mit basteln, ich werde ins bett gehen (habe die letzte nacht nicht gut geschlafen - ich bin es nicht gewöhnt, einen mann an meiner seite zu haben - erst recht nicht, wenn er schnarcht...) ;-)

gute nacht ihr lieben - ich bin dankbar, dass es euch gibt, ich mag euch sehr!!
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Xchen - 3. Feb, 23:10

Ich habs ja gesagt, das ist noch längst nicht vorbei - und das ist nicht manisch-depressiv - das dachte ich auch mal bei mir - war aber schnell klar, dass es das nicht ist.

Wenn einer manisch ist, wirft er Geld zum Fenster raus - versucht Projekte auf die Beine zu stellen, wo jeder sieht, dass es nicht klappen wird etc. - glaubt er ist unbesiegbar/unverwundbar etc.

Ich kenne einen manisch-depressiven Mann aus den Berichten von seiner Freundin, der hat sich um Kopf und Kragen gebracht bis er endlich einsichtig war, dass er regelmässig Medis braucht, um stabil zu bleiben und zahlt jetzt Schulden ab.

So wie oben beschrieben, kenne ich es aus Selbsthilfeforen von Berichten von Betroffenen und Angehörigen.

Diese Hochs nach tiefen Abstürzen kenne ich auch - da fliegst du wie blöde und wenns sich dann normalisiert, suchst du schon wieder den nächsten Kick etc. - darum bin ich so rastlos - und wenns nicht klappt, stürzt du gleich wieder tief - darum versuche ich seit längerem, nicht jedes Mal so ne Rieseneuphorie zu entwickeln, weil der Fall/die Normalisierung dann umso tiefer/schwieriger ist - und ich die Kraft dafür einfach nicht habe.

Ich werde auch gleich ins Bett gehen - sobald der Film fertig ist, ich bin sehr müde - war ne kurze Nacht von heute Morgen auf heute Morgen ;-)

Ich hab dich auch lieb!

Gute, ruhige Nacht wünsche ich dir!

Paulaline - 4. Feb, 12:57

Ich denke, wie xchen auch, nicht, daß er manisch depressiv ist. Sondern "nur" depressiv.

Diese Schwankungen kenne ich ja auch von mir. Auch wenn mein Arzt das auch für manisch hielt zwischendurch. Wenn, dann aber nur ganz leicht, richtig verhält es sich so, wie xchen es beschreibt.

Wie gesagt, die Schübe kommen plötzlich. Und gerade im Winter mehr. das ist leider völlig normal und es wundert mich auch, wieso sein Arzt ihn da nicht drauf vorbereitet hat?!?

Nachdem ich das erste Mal das so schlimm hatte, bin ich mit den Medis auch so hoch geflogen. Kein Wunder, kommt es einem auch so schön vor alles. Mein Doc hatte mich allerdings vorgewarnt, daß das nicht ewig so bleiben würde.

Auch heute rutsche ich öfters mal in solche Phasen rein. Es ist ja nicht so wie Grippe, daß man sich von einem auf den anderen Tag beschissen fühlt. (Kann auch sein, dann allerdings nur durch einen speziellen Auslöser). Es beginnt schleichend und irgentwann geht es dann in den freien Fall.

Du schriebst, er sei wieder depressiv. Das stimmt so nicht. Er ist depressiv.
Das wird er wahrscheinlich auch immer sein. Mal mehr, mal weniger. Er sollte lernen, die Medis zu akzeptieren. Er muss sie ja nicht durchgehend nehmen und das ist ja auch nichts Schlimmes.

Ich hoffe sehr, daß ihm sein Arzt das gut vermitteln kann. Dann kann man recht gut mit dieser Krankheit leben.

Xchen - 4. Feb, 13:25

Es ist als würdest du mir den Spiegel vorhalten, Paulaline.

Genau so ist es - psychisches Krankheiten lassen sich nur in sehr wenigen Fällen heilen - doch leben kann man recht gut, wenn man will - so lange es sich nicht um massive Störungen handelt.

Leider fehlt vielen die Einsicht, dass sie immer krank bleiben werden und dass sie zu sich Sorge tragen müssen und nicht wie Gesunde funktionieren können.

War bei mir auch ein Prozess - wobei ich denke, dass es mir recht schnell klar war.

Ich habs dir damals gesagt und ich sags jetzt wieder:
Er hat noch einen weiten Weg - wie weit liegt vorwiegend an seinem eigenen Verhalten.
antworten
Paulaline - 4. Feb, 13:47

Dazu braucht es vor allem einen guten Arzt.

Meiner ist sehr direkt und schonungslos. Das, was ich brauche. Seine Frau hingegen ist da ganz anders. Die Beiden haben eine Praxis zusammen. Bei "Erstterminen" haben sie beide Zeit, falls man gern wechseln möchte.

Für mich ist mein Arzt genau der Richtige. Er schleicht sich nicht von hinten an, sondern sagt es mir auf den Kopf zu.
Unter anderem eben auch, daß das nichts ist, was man "mal eben" wieder los wird, sondern daß es mich mein Leben lang begleiten wird. Gleichzeitig nahm er mir meine Angst "verrückt zu werden" indem er mir die Krankheit und die Medikamente dazu erklärte.

Im Moment brauche ich ihn nicht mehr. Habe aber eine Notfallnummer, wo ich jederzeit, Tag wie Nacht, anrufen kann, was mir Sicherheit gibt.
Ich erkenne die Zeichen mittlerweile recht frühzeitig, was aber auch einige Schübe gebraucht hat. dann kann ich darauf reagieren (mit Medikamenten) und weiß, daß es bald besser werden wird.

Nur muss man sich dazu auf die Krankheit einlassen und sie verstehen.
antworten
Xchen - 4. Feb, 14:02

Ich war damals so froh, endlich zu wissen, dass ich krank bin und nicht immer nur von allen zu hören: Du spinnst doch - benimm dich endlich normal etc. etc. Endlich gab es eine Erklärung, warum mein Verhalten so differierte von dem anderer Leute, warum ich so handeln musste wie ich es tat etc.

Meine Psychiaterin ist auch so - die sagt mir auf den Kopf zu was Sache ist - und für mich ist das auch richtig.

Mir war das von Anfang an klar, da psychische Erkrankungen bei uns in der Familie schon immer vorkamen - ich hatte auch nie das Gefühl verrückt zu werden - sondern ich dachte immer, ich kann mein Leben alleine nicht leben.

Ich bin sporadisch in Behandlung - also nach Bedarf oder in Notfällen - kann natürlich immer anrufen oder Mailen.
Auch ich weiss mittlerweile, wann ich mich melden muss und was alleine vorüber geht. Für mich ist es auch absolut kein Problem, mich zur Krisenintervention wieder in die Geschlossene zu begeben - wer freiwillig rein geht, ist schnell wieder draussen.
Seit einer Woche nehme ich ja wieder ein Medikament - soll nicht stimmungsaufhellend sondern endlich richtig antriebssteigernd wirken - bin sehr gespannt, ob es funktioniert.
Grundsätzlich spreche ich nämlich nicht wirklich auf ADs an.

Ja, das muss man - und das macht es so schwer - zu akzeptieren, dass man beschränkt ist in seinen Fähigkeiten/Kräften etc.
antworten
hexamore - 4. Feb, 19:17

herzlichen dank euch beiden für die ausführlichen erklärungen! so ist mir doch einiges klarer und ich habe auch festgestellt, dass ich gar nicht recht gewusst habe, was das eigentlich bedeutet!

ich hatte ja auch etliche mal so depressive 'schübe' (was mir auch meine psychiaterin bestätigt hat) - also kann ich mich in die gefühlslage auch so einigermassen reinversetzen. ich bin aber froh zu wissen, dass ich nicht depressiv bin! es tut mir leid für alle, die diese krankheit in sich stecken haben und wünsche mir für alle ganz viel kraft, mit diesem leben umgehen zu können.

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